[singlepic=74,right] Schon lange hing der Gedanke in der Luft, den besinnlichen Jakobsweg von Ulm nach Santiago de Compostella zu begehen. Eigentlich direkt nach dem Umzug von Magdeburg nach Ulm ging es auch los auf der ersten, knapp 160 km langen Etappe. Dabei wollten wir mit möglichst wenig Mitteln finanzieller und materieller Art diesen Weg begehen.
Deshalb entschlossen wir uns für das Zelten an der freien Luft auf Wiesen und Felder. Dafür holten wir uns hier und da die Erlaubnis von Bauern ein, sofern wir diese antrafen. Wir wanderten zu dritt, meine Schwester Lara, ihr Freund Aykan und ich.
Wir versuchten die Ausrüstung und damit auch das Gewicht auf ein Minimum zu reduzieren. Im wesentlichen Bestand die Ausrüstug aus folgenden Gegenständen:
- Zelt für drei Personen
- jeweils Schlafsack und Isomatte
- Gaskocher mit zwei Gaskartuschen (für knapp 35 €), sowie Windschutz und Feuerzeug
- ein Topf, sowie eine kleine Pfanne
- drei Plastikteller, zwei Taschenmesser und drei Löffel
- drei Aluminiumtassen
- ein paar Gewürze, ein wenig Öl, Teebeutel, Zucker, Salz und Pfeffer sowie Brühwürfel
- Toilettenpapier, Waschlappen und kleine Handtücher
- ein Medizinbeutel mit:
- Autan gegen Mücken, Bremsen und Zecken (sehr wichtig)
- Sonnencreme (wichtig)
- Blasenpflaster, Mullbinde, Blasenspray, reguläre Pflaster (sehr wichig)
- Aspirin
- Magnesiumbrausetabletten
- kleines Taschenmesser mit Schere
In Sachen Kleidung begnügten wir uns mit 8 paar Socken und genausoviel Unterwäsche. Ich hatte mir noch eine Funktionshose besorgt, bei denen man die Beine abtrennen kann. Für die Wanderung empfehlen sich gute Wanderschuhe mit einem ordentlichen Profil. Da aber noch keine Steigungen wie später in der Alpenetappe, müssen diese nicht knöchelhoch sein. Hauptsache ist, dass man trittsicher ist.
Zudem trug jeder noch knapp 3 Liter Trinkwasser sowie einen Liter “Waschwasser”. Da die einzelnen Tagesetappen unterschiedlich lang sind und es unterschiedlich gute Einkaufsmöglichkeiten auf dem Weg gibt, hatten wir am ersten Tag auf die Verpflegung für das Abendessen mit dabei. Dabei stellte sich auf dem Weg heraus, dass “hauptsache deftig und kohlenhydratreich” die beste Verpflegung nach einer langen Tagesetappe ist.
Als Führer, bzw. Wegweiser haben wir uns zunächst einzig auf das Buch von Michael Schnelle “Jakobsweg von Tillyschanz nach Konstanz” im Conrad-Stein Verlag (knapp 15 €) entschieden. Es empfiehlt sich jedoch, noch zusätzlich Wanderkarten zu besorgen da die Wegmarkierung nicht immer eindeutig ist.
Vom Packgewicht war die erste Etappe wohl vor allem eine Teststrecke auf welcher wir herausfinden wollten, welche Gegenstände notwendig und welche weniger notwendig sind. Hier und da habe ich gelesen, dass ein Gewicht von maximal 10% des eigenen Körpergewichts optimal sei. Dieses Ziel haben wir leider sehr weit verfehlt und gibt Anlass für weiteren Optimierungsbedarf.
So war mein Rucksack mit knapp 18 kg und damit etwa 25% des Körpergewichts verhältnismäßg schwer. Aykans Rucksack war mit 15 kg und auch etwa 25% des Körpergewichts ebenfalls sehr schwer. Der Rucksack meiner Schwester Lara ging mit 12 kg zu Buche.
Die meisten Pilgerberichte im Internet richten sich an Pilger, die auf dem Weg in Hostels oder Herbergen schlafen. Da wir uns vornahmen im Zelt zu schlafen und uns unterwegs selbst verpflegen wollten, kamen wir um die großen Gewichtskomponenten leider nicht herum. Jedoch lässt sich hier noch einges mit professionellere Ausrüstung optimieren.
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Quelle: Kirche im Bistum Aachen
Für die Etappenplanung haben wir uns generell keine großen Gedanken gemacht. In dem verwendeten Führer sind kürzere aber auch längere Etappen verzeichnet und es wird keine konkrete Empfehlung gegeben, wieviel Kilometer angemessen sind. Es heißt, dass ein durschnittlich trainierter Wanderer so an die 4 km pro Stunde schafft.
Bei uns lief es auf die folgenden Etappen hinaus:
Tag 1: Ulm – Erbach – Einsingen – Donaurieden – Oberdischingen
Am vierten August hieß es dann Abmarsch aus Ulm vor dem Münster, in das erste Abenteuer der Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Wir entschieden uns bewusst, die Pilgerreise abschnittsweise zu begehen, da sich auch unser Leben in Abschnitten abspielt. So stehe ich mit meinem baldigen Umzug nach London und dem Masterstudium dort vor einer neuen Lebensetappe, genau wie Aykan und auch Lara, die im Herbst ihr Studium voraussichtlich an der Uni Karlsruhe beginnen werden.