Ich dachte, ich schreibe hier auch einmal etwas über den aktuellen Verlauf der PhD Bewerbungen. Denn es gibt bestimmt den ein oder anderen, den das interessiert. Ich hatte Bewerbungen in Stanford, Chicago, an der LSE, am UCL, in Oxford sowie in Cambridge angestrengt. Zuletzt habe ich mich noch an der Universität Zürich beworben für einen PhD in Economics.
Zusagen kamen vom UCL, der LSE (conditional on disinction) sowie aus Cambridge. Von Zürich habe ich noch keine Zusage und in Chicago stehe ich lediglich auf einer “short waitlist”.
Dieses Jahr ist wohl kein gewöhnliches Jahr, da die Bewerberzahlen überall extrem angeschnellt sind. Das Jahr an der LSE ist ja noch nicht vorüber, aber auch einige Eindrücke darüber wollte ich einmal kundtun. Der M.Sc. Economics ist wohl in erster Linie doch eine Lizens zum Geld drucken. Von der Qualität der Lehre sollte man nicht allzu viel erwarten. Gerade die Ausbildung in Econometrics lies doch sehr zu wünschen übrig, insbesondere im zweiten Term, was wohl auch der unglücklichen Wahl des Dozenten geschuldet ist.
Generell sind es gut 120 Studenten in den core courses Micro, Macro- und Econometrics. Das sind ähnliche Verhältnisse wie an Massenunis bekannt. Das UCL nimmt gerade einmal die hälfte der Studenten in das M.Sc. Programm auf.
Im PhD soll die Lehre auch nicht wirklich besser werden. Zudem ist die LSE doch relativ unpersönlich, man bekommt nichts Geschenkt und man muss den Leuten wirklich auch hinterherlaufen. Das ist ein wenig Schade. Gerade die Betreuung für unsere extended essays lässt auch zu wünschen übrig. Wobei man das verstehen kann, da sie ja eine Prüfungsleistung sind. Aber ich habe auch gehört, dass es nicht unbedingt besser ist im PhD.
LSE hatte mir zunächst nur ein ESRC Stipendium angeboten, was in meinem Fall jedoch nur die Studiengebühren abgedeckt hätte. Zudem gab es noch ein Teaching Assistantship über 5000 Pfund. Da wurde bereits gemeldet, dass alles andere Geld bereits vergeben ist und es keine andere Möglichkeiten gibt.
Nachdem ich mit einem MRes Student gesprochen hatte, wurde schnell klar, dass man “verhandeln” sollte, oder es zumindest probieren sollte. So wurden aus dem ESRC und 5000 Pfund mit arbeiten das Scitovsky Stipendium über 11000 Pfund pro Jahr über drei Jahre, wobei ich ab dem zweiten Jahr 4 Stunden pro Woche unterrichten müsste. So kann es gehen!
Das Angebot vom UCL war von Anfang an sehr verlockend, da sich die Studiengangsleitung sowie auch der Dekan sich wirklich intensiv um mich bemüht hatten, mit persönlichen Emails, Telefonkontakt und Gesprächen vor Ort. Das Angebot sieht nunmehr so aus, dass ich ein ESRC Stipendium sowie ein Stipendium des Research Centers erhalte, in welchem ich promovieren würde. Dabei handelt es sich um das ESRC Centre for “Economic Learning and Social Evolution”. Im Endeffekt würde ich im ersten Jahr knapp 14000 Pfund erhalten und die folgenden Jahre etwa 12000 Pfund und eventuell noch ein wenig als Teaching Assistant im selben Umfang wie an der LSE.
Mit etwa 1000 Pfund im Monat kann man wohl einigermaße bescheiden Leben. Auf vier Jahre? Das ist eine andere Frage. Daher wird Zürich eben besonders interessant, denn dort winkt ein etwas besserer Lebensstil, mit knapp 40.000 Franken im ersten Jahre. Ohne jede Lehrverpflichtung. Das ist schon etwas.
Vom fachlichen wollte ich in Richtung Behavioral Economics etwas machen. Das vereint theoretische- und experimentelle Forschung und erlaubt auch Feldarbeit. Da sind das UCL ganz gut, Zürich ist mit Ernst Fehr in Behavioral Spitze. Die LSE hat auf dem Gebiet eher nichts, daher wäre das fachlich wohl auch schon ein Punkt, wo ich sage, dass ich am UCL besser aufgehoben wäre, auch wenn das UCL nicht den Namen hat, wie die LSE und Zürich schon gar nicht.
Nun ja, ich mach es mir nicht leicht. Emails kommen jetzt sowohl vom UCL als auch von der LSE und scheinbar wollen die mich beide, wobei sich das UCL von Anfang an mehr Mühe gegeben hat und auch viel persönlicher gewirkt hat. Da das gute 4 Jahre werden, ist das wohl ein wichtiger Faktor.
Mittlerweile weiß ich auch, dass unter den Bewerbern an der LSE, ich auf Rang 1 oder 2 stehe. Daher wohl auch der plötzliche Wandel mit dem Funding, das anfänglich ja doch sehr spärlich war. Aber, wie gesagt, das lässt die LSE auch wieder ein einem anderen Licht erscheinen.
Hallo! Bin persönlich eine große Fehr Anhängerin? Hat es denn mit der Bewerbung in Zürich geklappt?
Hallo Lena.
Ich habe nun doch die Offer von der LSE angenommen, halte es mir aber vor nächstes Jahr nach Zürich zu wechseln, da London doch sehr anstrengend sein kann. Bin gespannt auf das zweite Jahr in London.
Ernst Fehr ist quasi die Korifee in dem Gebiet, aber in Deutschland machen einfach sehr viele Behavioral oder Experimental – da wird es schwer mit dem Stellen finden. Ich möchte Behavioral Economics mit Development Economics verbinden um mir Quasi so Microfoundations für Development failures, also z.B. Marktversagen, anzuschauen. Aber ich weiß noch nicht ob ich damit auf einen grünen Zweig komme.
Hi!
Du schreibst in dem Thread auch, Du hättest Dich in Oxford beworben. Bis wann hast Du von dort eine Rückmeldung erhalten? Bereits kurz nach Mitte März oder zum späteren Zeitpunkt, wenn die Colleges entscheiden mussten?
Vielen Dank und weiter viel Erfolg!
Hallo! Hier noch ein Anhänger der Behavioural – oder, for lack of a better word: menschlicheren – Economics. Kontempliere einen PhD, in England. Auf Deine Seite bin ich beim Suchen danach gestoßen. Wie ist Deine Erfahrung, empfiehlst Du LSE? UCL scheint mit dem ELSE dafür auch ein gutes Umfeld zu bieten. Nottingham? Ich bin unentschlossen, wäre dankbar für Tips!
Ben