Zweite Etappe: Oberdischingen-Äpfingen

Oberdischingen – Ersingen (3,5 km); Ersingen – Rißtissen (3,5 km); Rißtissen – Untersulmetingen (5 km); Untersulmetingen – Obersulmetingen (2 km); Obersulmetingen – Schemmerberg (3 km); Schemmerberg – Äpfingen (5,5 km)

2. Tagebucheintrag: 05.08.2008

[singlepic=76,right] Nach der ersten Nacht im Freien, erwachten wir um 6:30 Uhr. Die Nacht war bis auf ein Rascheln, welches Thiemo anhielt Lara aus dem Schlaf zu reißen, sehr ereignislos. Die morgendliche Wäsche wurde mit Regenwasser, welches sich auf der Dachplane unseres Vorzeltes angesammelt hatte, erledigt. Ausgenommen Zähneputzen, dass geschah mit normalem Leitungswasser aus unseren Trinkflaschen.

Um 8:44 Uhr, nach dem das Zelt abgebaut und die Rucksäcke wieder neu bepackt waren, hieß es Aufbruch nach Ersingen (ca.1,5 km). Unserer Rucksäcke waren zwar etwas leichter (der Proviant für den ersten Tag war verbraucht), jedoch war dafür der Magen äußerst leer. Unsere Hoffnungen in Ersingen etwas zu beißen zu finden, wurde enttäuscht. Außer einer Bushaltestelle und einem Bäckerladen in Urlaub, gab es dort nichts. Im Gegenzug dazu zeigte sich die Nachbarortschaft Rißtissen (3,5 km) mit viel Gastfreundschaft und zuvorkommen. Zunächst fanden wir einen Bäckerwagen, ähnlich einer Würstchenbude auf dem Wochenmarkt. Die Verkäuferin war sehr nett und machte uns einen Pilgerpreis. Wir bestellten uns Süße Stückchen und Käselaugen für jeden.

Es stellte sich heraus, dass wir wahrlich Glück gehabt haben, das der Bäckerwagen noch da war, denn sie war schon im Aufbruch gewesen. Die Rucksäcke nun mit süßen Stückchen beladen ging es weiter zur Kirche von Rißtissen. Unser nächstes Ziel war es unsern Wasservorrat aufzufüllen. Wie, als hätte der Weg unseren Wunsch vorausgesehen, kamen wir an einer kleinen Brauerei vorbei.

Nach einem kurzen Moment des Zögerns gingen wir in die Brauerei rein und der Geschäftsführer schenkte uns ganz unverhofft 2 Flaschen Wasser und eine Flasche Cola. Im Gegenzug dafür sollten wir ihm versprechen, 5 Vater unser am Grab des Apostels zu sprechen und dabei für den Fortbestand der lokalen/ortsansässigen Brauereien zu beten.
Überglücklich mit Trinken und Essen ausgestattet, setzten wir uns auf eine Bank am Ortsausgang und genossen erstmals unser wohl erlaufenes Frühstück.

Auf dem Weg zur nächsten Ortschaft/ Untersulmentingen (ca. 5 km) kam uns ein schöner Hund (Golden Retriever) auf der Straße entgegen. Jeder war so auf den Hund konzentriert, sodass wir unser Schmerzen (Rücken/Füße) für einige Momente vergaßen. Der Hund lief dann mit uns zu seinen Besitzern zurück und wir wahren fast schon ein wenig traurig ihn als Begleiter verloren zu haben.

In Obersulmentingen fanden wir einen kleinen Laden, indem wir uns Lebensmittel für das Abendessen besorgen konnten. Zunächst hatten wir jedoch eine Begegnung mit einer sehr alten Frau, die fast taub war. Sie wollte wohl ein wenig menschliche nähe und ließ Laras Hand gar nicht mehr los. Nachdem wir sie die paar Meter zurück zu ihrer Haustüre begleiteten, ergriffen wir mehr oder weniger die Flucht, um nicht nocheinmal zurgehalten zu werden. Im Laden kauften Suppenmaultaschen, Käse, Räucherwürste und Eier ein. Der Abend versprach ein deftiges Abendessen. Auch konnten wir unsere Waschwasserflaschen im Laden füllen. Mit schweren Rucksäcken ging es nun weiter zum Schlemmerberg. Pardon Schemmerberg (3 km). Es stellte sich heraus, dass der Schemmerberg wirklich ein BERG war.

 

Mit Ach und Krach, manchmal Düsenantrieb, erklommen wir mit Sturmspitze Lara den Schemmerberg. Oben angekommen hatten wir einen herrlichen Blick über die Schwäbische Alb. Auf dem Jakobsweg weiter, an der Kirche vorbei, kamen wir an eine Art Kneipbecken vorbei. Dort machten wir Rast und kühlten unsere Füße bzw. die Jungs ihre Köpfe. Auf dem Weg weiter nach Äpfingen (5,5 km) begegeten wir Vater und Sohn wieder, die wir am Vortag in Ulm/Kuhberg getroffen hatten. In Äpfingen (Haupstraße 16) wurden wir von einer freundlichen Expilgerin mit 6 Litern Wasser versorgt. Mit Äpfingen war unser Tagesziel eigentlich erreicht. Zu unserem Leidwesen hatte uns das Kneipbecken offenstichtlich wieder mit neuen Energien versorgt.

Am Ortsausgang von Äpfingen ging es über Betonplatten zu einem schönen Assichtsplaton am Waldrand. Eigentlich wollten wir nun nach einem Schlafplatz Aussicht halten. Jedoch trafen wir dort auf Mitpilger die uns eine Abkürzung vorschlugen. Wir sollten den Jakobsweg an dieser Stelle verlassen und lieber gerade durch den Wald direkt nach Biberach laufen und nicht den Umweg über Laupertshausen machen.(Einsparnis ca. 4km). Jedoch stellten wir fest, dass GERADE relativ ist und bisweilen sehr krum bzw. auch scharf rechts sein kann. Obwohl Thiemo und Aykan die Wanderkarte, die der andere Pilger uns gezeigt hatte sich eingeprägt hatten und der Überzeugung waren, dass der Weg gerade aus verläuft, stellte es sich heraus, dass man einfach den vorhandenen Markierungen (in dem Fall ein Roter Punkt) treu bleiben sollte. Lange Rede kurzer Sinn: es dauerte eine Weile bis wir den Richtigen Weg wieder fanden und anstatt uns Zeit und Weg zu sparen, haben wir uns nicht viel Weg gespart.

Zum Glück fanden wir mit Lara als Zugpferd am Waldausgang eine schöne grüne Wiese, die uns in die Nähe der B 30 brachte und gleichzeitig auch der Jakobsweg an dieser Stelle mit dem Wald zusammen lief. Dort schlugen wir unser Zelt auf, wuschen uns und aßen unser Maultaschen-Speck- Käse- Eier Mischung. Danach war der Tag auch wieder gelaufen und wir legten uns vor Erschöpfung schon um halb neun ins Bett.