Sechste Etappe: Ravensburg – Meckenbeuren – Marktdorf (ca. 28 km)

Ravensburg – Hungersberg (11,5 km); Hungersberg – Laufen (0,5 km); Laufen – Brochenzell (1,5 km); Brochenzell – Meckenbeuren (1 km); Meckenbeuren – Brochenzell ( 1 km); Brochenzell – Blankenried ( 5,5 km); Blankenried – Unterteuringen ( 2 km); Unterteuringen – Leimbach (4 km);
Leimbach – Staibensteg (1 km); Staibensteg – Möggenweiler ( 1 km); Möggenweiler – Marktdorf ( 1km)

[singlepic=163,right]Wie gewohnt klingelte unser Armbanduhrwecker um 6: 30 Uhr. Mittlerweile hatten wir eine Routine entwickelt und das Zusammenpacken, der Zeltabbau und das Zähneputzen ging sehr schnell. Somit brachen wir schon um 7:40 auf. Zum Dank für die Gastfreundschaft des Bauerns, hinterließen wir eine aus Zweigen geformte Jakobsmuschel.

Durch den Wald auf einem breiten Schotterweg ging es dann erstmals zum Hungerberg. Der Hungerberg trug an dieser Stelle seinen Namen zu Recht, denn wir hatten argen Hunger, da wir ja ohne Frühstück aufgebrochen waren.

Wir waren schon 1 ½ Stunden gelaufen, als uns plötzlich eine Absperrung den Weitergang auf dem Jakobsweg verbot. Es stellte sich heraus, dass im Wald vor uns Rhodungsarbeiten betrieben wurden und es war somit unklar, wie lange diese Wegsperrung anhielt. Nun standen wir erstmal ein wenig dumm da, denn ohne Karte oder GPS hatten wir uns bisher auf die Muschel verlassen. Es stellte sich nun die Frage, welchen Weg wir jetzt einschlagen sollten. Zu unserem Glück kam in diesem Moment eine fitte, ältere Nordic Walking Group, bestehend aus 4 Leuten auf uns zu. Wir fragten sie nach dem Weg und es stellte sich heraus, dass sie uns über einen kleinen Umweg zurück auf den Jakobsweg führen wollten. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als auch schon die Nordic Walking Group ein äußerst zackiges Tempo anschlug. Wir, mit unseren schweren Rucksäcken hinterher!!!. Zum ersten Mal haben wir festgestellt, das Laufen mit Stöcken wirklich anstrengend sein kann und dieser Sport nicht zu verlachen ist. Es bleibt zu sagen, dass wir dank des Tempos, welches die Nordic Walker vorlegten, wir sehr schnell auf den Jakobsweg zurück fanden und schon fest in Laufen waren, als unsere beiden Gruppen sich trennten.

Vorher wurden wir noch von der Gruppe zum Frühstück eingeladen. Diese Einladung lehnten wir jedoch ab, da es uns doch ein wenig unangenehm war. Mit unseren schmutzigen Sachen und unseren Bärenhunger kam es uns unpassend vor, uns unter zivilisierte Menschen zu hocken.
Mit Müh und Not haben wir dann Brochenzell gegen 10 Uhr erreicht. Leider hatten wir so eine halbe Tagesetappe in kürzester Zeit hinter uns gebracht. Unser Körper war nun mehr als fertig und das schnelle Tempo am Morgen schien sich den Rest des Tages über zu Rächen.

In Brochenzell machten wir halt an den Bänken bei der Kirche. Wir fragten eine Frau, wo ein Bäcker bzw. Laden sei und diese führte uns gleich hin. Glücklich, jeder mit 2 süßen Stückchen und einer Mezzomix Cola, genossen wir dann unser Frühstück. Danach gingen wir in die Kirche hinein, wo wir uns unseren Stempel abholten und die eher zusammengeflickte Kirche in Augenschein nahmen.

Wir schrieben uns in ein Gästebuch ein. In der Kirche trafen wir dann auch eine vierköpfige Familie, die auch den Jakobsweg ging. Aus der Kirche hinaus, ließen wir uns genug Zeit und besprachen unseren weiteren Weg. Keiner von uns hatte Lust noch die Schleife nach Meckenbeuren zu gehen. Dies hätte nämlich bedeutet, dass wir den selben Weg zweimal laufen mussten, also insgesammt 2 km extra. Also beschlossen wir lieber gleich nach Marktdorf aufzubrechen. Unser Ziel war es, bis am Sonntag in Konstanz zu sein. Somit hatten wir heute am Samstag einiges an Weg gutzumachen.

Der Weg aus Brochenzell raus ging entlang einer schönen Neubausiedlung und bald darauf in den Wald. Dort überholten wir die Pilgerfamilie, die vor uns in Brochenzell aufgebrochen war. Der Waldweg war teilweise mehr als schlecht und wir mussten uns durch Matsch hindurchkämpfen. Aus dem Wald hinaus kamen wir an einen kleinen Ort namens Furatweiler. Dort begannen wir unseren ersten Fehler und vertrauten nicht dem kleinen Pfeil unter unserer Jakobsmuschel. Wir hätten uns laut Führer nach Wannenhäusern begeben sollen, liefen aber stattdessen nach Appenzell.

Bis wir unseren Fehler korrigiert hatten, war die Familie längst wieder an uns vorbei. Unser Ansporn war, trotz schmerzender Füße, diese Familie wieder einzuholen. Dies gelang uns aber erst in Unterteuringen. Wir überholten sie an einer schönen Raststation für Pilger und zu unserem Leidwesen schlugen wir prompt 50 m weiter den falschen Weg ein. Wir gingen ca. 1km nach Oberteuringen bis wir bemerkten, dass der Führer zwar Oberteuringen erwähnt, dieses jedoch nicht auf dem Jakobsweg liegt. Nun hieß es den ganzen Weg zurücklaufen und wieder zurück auf den Jakobsweg zu kommen. Dies gelang uns auch, natürlich war dann die Familie wieder vor uns. Weiter gings nach Ober- bzw Unterleimbach. Auf dem Weg, der relativ eben verlief, kamen wir überwiegend an Obstplantagen/Hopfenfeldern und Wiesen vorbei. Auf der Höhe eines Modellflugfeldes schafften wir es dann die Familie zum dritten Mal zu überholen. Es galt nun Vorsprung herauszuschinden und wieder ging es mit zackigem Tempo den Berg zu einem Ausichtsplaton hinauf. Oben angekommen beschlossen wir nicht Rast zu machen, sondern durchzuhalten, bis zu einem im Führer beschriebenen Brunnen in Unterleimbach. Gesagt getan und wie rasteten so ca. eine halbe Stunde am Brunnen und aßen unser Mittagessen. In der Zeit überholte uns leider auch wieder die Familie und wir beschlossen es aufzugeben, sie überholen zu wollen. Unser nächstes Ziel war Möggenweiler, welches nur 1 km von Marktdorf entfernt liegt.

Es ging aber erstmal aus Leimbach heraus, über die B 33 hinüber und dann wirklich steil den Berg hinauf. Oben angekommen konnten wir dann das erste Mal den Bodensee und die Alpen erkennen. Dieser Ausblick schien uns noch mal zu beflügeln und am Anstieg nach Möggenweiler überholten wir die Familie zum vierten und letzten Mal. Möggenweiler ist ein sehr kleiner und verschlafener Ort, aber nachdem wir ihn durchquert hatten, führte die Straße aus Möggenweiler (ein Kreuzweg) direkt an die Kirche in der Innenstadt hinein. An der Kirche ließen wir uns im Gras nieder und ruhten uns aus. Nach einer Zeit der Erholung brachen wir zu zweit auf, suchten die Toiletten und fanden einen Edeka, indem wir die Zutaten für unser Chilli con Carne Abendessen kauften.

Wieder an der Kirche zurück, packten wir unseren Gaskocher aus und aßen. Gegen 18 Uhr brachen wir dann nochmal auf, um aus Marktdorf hinaus zu laufen, um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Dies gelang uns auch um kurz nach 19 Uhr auf einer Wiese hinter einem kleinen Waldstück. Todmüde und erschöpft bauten wir dann wieder ganz schnell unser Zelt auf und schliefen die vorerst letzte Nacht im Zelt.